Der Priester August Blasic erzählte als Prediger des Begräbnisgottesdienstes für Franz Obermayr von dessen erstem Jahr im Seminar in Melk. Auf die Frage des nationalsozialistischen Erziehers, was er werden möchte, sagte der zehnjährige Franz: „Priester!“ Woraufhin er Watschen bekam, weil ein strammer deutscher Junge im Jahr 1942 der Naziideologie gemäß andere Berufe im Kopf haben sollte. Was schmerzhaft begann, erfuhr an den Abschiedstagen am Donnerstag, 29. und Freitag, 30. August allergrößte Wertschätzung und Dankbarkeit. Danke sagten die Pfarrgemeinde Konradsheim, die Dorfgemeinschaft, Familienangehörige, Freunde, Nachbarn, Priesterkollegen, Vertreter der Diözese, des Dekanates und des Landespflegeheimes sowie der Bürgermeister von Waidhofen.
Bei der Totenwache, geleitet von Pastoralassistentin Roswitha Bramauer, zählte Gottfried Wagner viele erfolgreiche Bauvorhaben auf, die Franz Obermayr umsetzte oder tatkräftig unterstützte: Altarraumumgestaltung, Aufbahrungsraum, Kirchenaußensanierung, Glockenstuhlerneuerung, Orgelrestaurierung, Turmeindeckung und natürlich das haus.konradsheim. Markus Hönickl steuerte Anekdoten aus dieser letzten großen dörflichen Baugeschichte bei, die vom Wohlwollen des damaligen Pfarrers zeugten. Sogar Geschwindigkeitsüberschreitungen mit Polizeianhaltungen nahm er in Kauf, um rechtzeitig mit Getränken auf der Baustelle zu sein. Anton Lueger erinnerte an die schönen Feste, die mit Pfarrer Franz gefeiert wurden. Die Extraschnapskarten in einem der humorvollen Geschenke zeigen ihn als Herzkönig. Eine Nichte von ihm strich hervor, welch humorvoller und wertvoller Onkel er für seine große Verwandtschaft war. Hermann Wagner blickte auf die Reiselust des Verstorbenen, die ihn regelmäßig nach Italien, in ehemalige Ostblockländer und oft in die Berge führte. Die Offenheit für neue Wege zeichnete Pfarrer Franz auch im pastoralen und theologischen Handeln aus, wo er den frischen Wind des 2. Vatikanischen Konzils begeistert aufnahm und in seinen zahlreichen Wirkungsstätten umsetzte. Viele weitere Stimmen würdigten spezielle Eigenschaften des im 93. Lebensjahr Verstorbenen: Er war verlässlich an der Seite der Kranken und Sterbenden - über lange Zeit auch als Seelsorger im Landespflegeheim, er war da, wenn es zu feiern galt, aber auch, wenn Menschen von Schicksalsschlägen heimgesucht wurden, er hatte großes Vertrauen in das Engagement der Laienmitarbeiter und -mitarbeiterinnen, er war ein guter Nachbar und er begegnete allen auf Augenhöhe. Er war für Jung und Alt der „Franz“. Hanna Kronsteiner auf der Harfe, das Bläserensemble der Trachtenmusikkapelle und eine Singgruppe der Familien Dieminger-Stockinger umrahmten das abendliche Gedenken sehr feierlich. Die Pfarrgemeinde lud nach der Totenwache zur Agape am Kirchenvorplatz, was in der lauwarmen Sommernacht die vielen Gäste aus nah und fern gerne annahmen. Sie erzählten sich unzählige persönliche Erlebnisse mit Pfarrer Franz.
Den Begräbnisgottesdienst am nächsten Tag leitete Weihbischof Anton Leichtfried. „Ich erlebte Pfarrer Franz Obermayr als tatkräftigen Priester, voller Ideen und neuer Projekte, um das Evangelium in die heutige Zeit zu verkünden und an der Seite der Gläubigen zu sein. Auch in der Pensionszeit hielt sein Eifer für eine lebendige Seelsorge an. So hat er auch in seinen letzten Lebensjahrzehnten noch Beachtliches geleistet“, sagte er in seinen Einleitungsworten. Viele Priesterkollegen, Klosterschwestern und Pastoralassistenten würdigten den Verstorbenen mit ihrem Mitfeiern. Der Seniorenchor der Pfarre mit Josef Ritt und die Gruppe Stimmklang unter der Leitung von Christoph Hirtenlehner gestalteten musikalisch den feierlichen Begräbnisgottesdienst. Im Nachruf für die Pfarre verwies Pfarrgemeinderatsvorsitzende Leopoldine Hirtenlehner auf eine Lieblingsbibelstelle von Pfarrer Franz Obermayr. Das Haus, das auf festen Grund gebaut ist, kann allen Stürmen standhalten. Er habe sehr viel grundgelegt, damit es in der Pfarre gut weitergehen kann. „Trotz des Abschiedes feiern wir heute Erntedank für die Arbeit im Weinberg des Herrn. Pfarrer Franz war ein im Glauben stark verankerter Seelsorger, der uns auf Augenhöhe begegnete, wir haben ihm viel zu danken. Vergelte dir Gott, was du für uns, unsere Familien und für das ganze Dorf getan hast“, so die gegenwärtige Pfarrverantwortliche. Bürgermeister Werner Krammer würdigte Franz Obermayr als „großartigen Priester und großartigen Menschen“, der die Größe und den Weitblick hatte, bei neuen Herausforderungen Altes loszulassen und Neuem die Wege zu bahnen. Er dankte ihm für sein reiches Wirken in der Gesellschaft, speziell auch im Landespflegeheim. Leopoldine Dieminger sprach am Ende des Gottesdienstes in sehr persönlichen Worten allen ein Danke aus, die geholfen haben, dass Franz Obermayr bis zu seinem Sterben in der gemeinsamen Wohnung bleiben konnte. Ihr Wunsch an alle Anwesenden lautete: „Bauen wir mit an einer Welt, in der alle ein würdevolles Leben und ein würdevolles Sterben haben.“
Die Trachtenmusikkapelle führte den langen Trauerzug mit feierlichen Klängen zum Friedhof. Dort wurde Franz Obermayr im Priestergrab beigesetzt. Was als junger Bub so hart und gnadenlos begann, endete nach einem erfüllten persönlichen Leben und einem reichen seelsorglichen Wirken in großer Fülle und allseitiger Dankbarkeit. Die vielfältigen Erinnerungen an Franz, den „Herzkönig“, werden in der Pfarre Konradsheim und weit darüber hinaus noch lange wohltuend nachklingen.