Neugierig gemacht durch einen Radiobericht besuchten Josef und Roswitha Bramauer in der Karwoche 2024 die kleine Ortschaft Neratov in Tschechien direkt an der polnischen Grenze. Dieser Ort im ehemaligen Sudetengebiet kann durch seine Geschichte als Symbol für den österlichen Weg vom Tod zur Auferstehung gesehen werden. Und so erschien es passend, in der Fastenzeit einmal anstelle des Kreuzweges in Konradsheim einen „Hoffnungsweg“ mit der Geschichte des „Wunders von Neratov“ zu gestalten.
Was brauchte es für dieses Wunder, das Neratov von einem gottverlassenen Nest mit einer zerstörten Kirche, vertriebenen Menschen und weitgehend unbewohnten Häusern in einen aufblühenden Wallfahrtsort verwandelte?
Den Anfang machte ein einzelner Mensch, Josef Suchar, ein Priester. Er hatte es sich aus Dankbarkeit über die Freiheit nach dem Fall des Eisernen Vorhanges zum Ziel gesetzt, die Kirche von Neratov wieder zum Leben zu erwecken. So setzte er sich selbst auf den Bagger und begann, den Schutt wegzuräumen und die Kirche wieder aufzubauen.
Seine Vision einer Kirche, die den Blick zum Himmel offen hält, machte er sichtbar, indem er für das Dach der Kirche Glas verwendete und auch kein Schloss an der Kirchentür angebracht wurde. Denn der größte Schatz einer Kirche sind, so Josef Suchar, die Menschen, die darin beten und das sollte Tag und Nacht möglich sein. Diese Besonderheiten und die einzigartige Atmosphäre der Kirche zogen bald zahlreiche Wallfahrer nach Neratov.
Eine weitere Vision von Pfarrer Suchar ist es, dass alle Menschen gleich wertvolle Glieder der Gesellschaft sind. So gab er in Neratov und in umliegenden Ortschaften den Anstoß, Werkstätten für Behinderte einzurichten, die mittlerweile Andenken für Wallfahrer herstellen und im Gasthaus und in der Gärtnerei mitarbeiten. Gemeinsam mit dem ehemaligen Versicherungsmanager Antonin Nekwinda gründete Josef Suchar den „Verein Neratov“, der in weiterer Folge für die immer öfter stattfindenden Hochzeiten einen Veranstaltungssaal und sogar eine eigene Brauerei errichtete. Mittlerweile wurden Arbeitsplätze für ca. 300 Menschen geschaffen und neues Leben erfüllt den Ort am Ende der Welt.
„Das Wunder von Neratov ist kein übernatürliches Ereignis. Es geschieht, weil Menschen eine Vision teilen und tatkräftig anpacken, damit sie Wirklichkeit wird. Das kann überall passieren, auch bei uns“, schloss Pastoralassistentin Roswitha Bramauer den „Hoffnungsweg“ in Konradsheim.